Cartographica HelveticaZusammenfassungMark Häberlein und Peter H. Meurer: Die älteste gedruckte Karte der Champagne und Stefan KeltenhoferCartographica Helvetica 27 (2003) 47–54 Zusammenfassung: Der Catalogus auctorum im Atlas von Abraham Ortelius, eine der wichtigsten Quellen zur Landkartenproduktion des 16. Jahrhunderts, nennt seit 1570 unter dem Eintrag zu Stephan Keltenhofer eine Karte der Champagne, die «mit Unterdrückung seines Namens» in Antwerpen erschienen sei. Nun ist aus der Zeit vor 1570 nur eine gedruckte Karte der Champagne bekannt, deren einziges Exemplar sich in der Fürstlichen Kunstsammlung auf Schloss Wolfegg/Württemberg befindet. Der Holzschnitt (Format 58 x 39,5 cm, Massstab ca. 1:900 000) trägt das Impressum des Antwerpener Verlegers Tielmann Susato (tätig 1529 bis 1561) vom September 1544. Ein Signet in Form einer «Antonius-Glocke» verweist auf den Amsterdamer Holzschneider Cornelis Anthoniszoon (1501–1556/57), der zu dieser Zeit mehrfach auf kartographischem Gebiet tätig war. Eine inhaltliche Analyse zeigt, dass die Karte zum Teil unter Benutzung von Routenverzeichnissen entworfen ist; geometrische Grundlage waren die Koordinaten nach Claudius Ptolemaeus. Solches Wissen um Strassenverläufe war in der Frühen Neuzeit vor allem in Kaufmannskreisen verbreitet. Diese Spur führt zu dem wahrscheinlichen Autor. Stefan Keltenhofer wurde 1511 oder 1512 in Süddeutschland (in Donauwörth?) geboren. Seit den 1540er-Jahren lebte er als Kaufmann in Antwerpen. Dort vertrat er die Interessen des Augsburger Kaufmannshauses Herwart, zeitweilig war er auch selbstständig. Wegen seiner Verdienste um Kredite zur Finanzierung der Politik Karls V. erhielt er 1545 ein kaiserliches Wappen. 1557 wurde Keltenhofer in Folge des spanischen Staatsbankrotts zahlungsunfähig. Die Regelung seiner Schulden dauerte bis zu seinem Tode am 5. April 1563 in Antwerpen. In der Kartographie ist er ansonsten nicht mehr in Erscheinung getreten. © 1990–2024 Cartographica Helvetica (Impressum) |