Cartographica HelveticaZusammenfassungSiegfried Kullen: Der Schweizer Pater Gabriel Bucelin (1599–1681) als KartenzeichnerCartographica Helvetica 19 (1999) 27–36 Zusammenfassung: Das Werk des Paters Gabriel Bucelin reicht von der expressionistisch-naiven Skizze der Hegauberge seiner Jugendjahre über die Kartenentwürfe seines mittleren Lebensabschnitts, wo er sich von bedeutenden Vorbildern inspirieren liess, bis zu der minutiös gezeichneten und geographisch korrekten Federzeichnung der Herrschaft Blumenegg. Neben der Breite seines Interesses ist auch der individuelle Fortschritt bei der Landschaftswiedergabe im Laufe seines Lebens bemerkenswert. Offensichtlich nahm er dabei kartenzeichnerische Innovationen (z.B. Bergstriche, Modellierung durch Vegetation) bedeutender Vorbilder auf und verarbeitete sie in sehr eigenständiger Weise, so dass jede seiner Zeichnungen ausgesprochen individuelle Züge trägt. Es bleibt jedoch die Frage, welchen Stellenwert Bucelin als Kartograph im 17. Jahrhundert einnimmt. Gemessen an den epochemachenden, alles Bisherige überragenden Werken seiner Zeitgenossen und Landsleute Andreas Rauch und Johannes Morell wirken Bucelins Karten rückständig und unvollkommen. Keine seiner Karten lässt mathematisch-geodätische Grundlagen erkennen. Sie besitzen weder Längen- noch Breitenangaben, nicht einmal einen angegebenen Massstab. Auch in inhaltlicher Hinsicht sind sie oft fehlerhaft oder rudimentär. Dennoch kann man ihm das Talent, räumliche Zusammenhänge zu erfassen und diese graphisch darzustellen, nicht absprechen. Er war im echten Wortsinn ein «Amateurkartograph», der aus Liebe und Interesse an der Landschaft und zur eigenen Orientierung einfache Kartenskizzen zeichnete. In dieser Hinsicht nimmt er unter den wissenschaftlich arbeitenden Mönchen der oberschwäbischen Klöster des 16. und 17. Jahrhunderts eine Sonderstellung ein. Bibliographische Anmerkung
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