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Cartographica Helvetica


Zusammenfassung

Catherine Hofmann:

Die homerische Troas oder Wie lassen sich Epos, Terrain und Karte zur Übereinstimmung bringen?

Cartographica Helvetica 25 (2002) 37–46

Zusammenfassung:

Die Kapitel 14 und 15 der Voyage pittoresque de la Grèce (Malerische Reise durch Griechenland) von Graf Auguste de Choiseul-Gouffier (1822) dienen der Rekonstruktion des in der Ilias von Homer beschriebenen Schauplatzes des Trojanischen Krieges. Dieser Rekonstruktion liegen Forschungen im Gelände zugrunde.

Graf Auguste de Choiseul-Gouffier, von 1784 bis 1793 französischer Botschafter in Konstantinopel, leitete eine kleine Gruppe von Gelehrten, Künstlern und Ingenieuren durch die Gegend von Troja, durch die so genannte Troas. Mit ihrem «Homer in der Hand», das heisst aufgrund der in der Ilias erwähnten geographischen Merkmale, wurde der Versuch unternommen, die ursprüngliche Lage von Troja im Gelände zu lokalisieren. Bei der Übertragung des in Versform überlieferten epischen Gedichts erfolgten zwar auch einige eigenwillige Interpretationen. Es gelang ihnen jedoch, den ursprünglichen Standort Trojas auf einem Hügel oberhalb des modernen Dorfes Bounarbachi festzulegen. Die Karte erhielt, dank ihrer anschaulichen Wirkung und der damit einhergehenden Versachlichung, eine Schlüsselrolle im Hinblick auf die Klärung der Lage von Troja, obwohl die Karte natürlich auch überinterpretiert werden konnte.

Mit seiner Rekonstruktion der Lage von Troja erreichte Graf Auguste de Choiseul-Gouffier zudem zweierlei: Im Verlaufe des 18. Jahrhunderts bewirkten die Fortschritte in der Philologie und in der damit einhergehenden historischen Analyse, dass die Zuverlässigkeit der Aussagen Homers in Frage gestellt wurde, wobei auch Zweifel aufkamen, ob dieses Werk auf einen einzigen, genialen Schriftsteller zurückgeführt werden könne. Durch den Nachweis der Übereinstimmung des epischen Gedichts mit dem abgeschrittenen Gelände, das heisst mit Hilfe von Geographie und kartographischer Umsetzung, konnte eine Beweisführung gegen die obengenannten Zweifel bereitgestellt werden: Die Entstehung des homerischen Werks als Einheit und die historische Tatsache des Trojanischen Krieges.


Bibliographische Anmerkung

  • Artikel aus dem Französischen übersetzt von Michael Schmidt, Neuenburg.
  • Bearbeitete Version des Vortrages, gehalten an der 18. Internationalen Konferenz zur Geschichte der Kartographie, Athen, 10. bis 16. Juli 1999.

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